René Siegel-Sorell Intendant des Blutenburg-Theaters
Im Interview mit dem Monatsprogramm München
René Siegel-Sorell.
Das Blutenburg-Theater ist
Deutschlands erste Kriminalbühne und wurde 1983 von Intendant René Siegel-Sorell und seiner Frau eröffnet.
Mit uns hat er sich zu einem Gespräch über das Kriminaltheater, seine Arbeit und die aktuelle Saison getroffen.
Herr Sorell, wie sind Sie zum Theater gekommen?
Da muss ich aber sehr weit
zurückgreifen, mit meinen 72 Jahren... Ich habe schon meine drei kleinen Geschwister damit „gequält“, als ich kleinere Theaterstücke inszenierte. So fing alles an und dann kam natürlich das übliche Schul-theater, das ja viele machen. Aber es hat sich im Laufe der Zeit ganz schnell heraus kristallisiert, dass ich auf
die Schauspielschule wollte – Ich ging also auf die Ruth von Zerboni-Schule und
hatte das Glück, gleich von der Schule weg am Residenz-theater für einen
Stückvertrag engagiert zu werden. Danach zog es mich aber recht schnell nach
Köln und ich arbeitete quer Beet in ganz Deutschland als Schauspieler an
verschiedenen Theatern: So verbrachte ich meine Anfängerjahre. Später arbeitete
ich noch gleich-zeitig als Journalist und war aktiv in der Politik tätig,
letztendlich war mein beruflicher Hauptwunsch immer das Theater. Nach all den Jahren bin ich wieder nach München
zurückgekommen und konnte schon auf eine ganze Reihe von Regiearbeiten zurück
blicken. Außerdem war ich fünf Jahre lang Leiter und Inhaber eines kleine Tournee-Theaters
und in dieser Zeit hat sich schon der Wunsch nach einem eigenen Haus gebildet.
Als ich meine jetzige Frau kennen lernte, suchten wir gemeinsam nach einer Möglichkeit, ein eigenes Theater hier in München zu eröffnen. In der
Blutenburgstraße fanden wir dann unser Haus, deswegen auch der Name
Blutenburg-Theater.
Warum haben Sie sich damals für eine „Kriminal-Bühne“ entschieden und
nicht für ein klassisches Theater?
Als es und die Entscheidung
ging, welches Theater es werden soll, haben wir uns – angesichts der damals großen Anzahl von circa 40 verschiedenen
Theatern – große Gedanken gemacht und meine Frau schlug vor, eine Bühne zu eröffnen, die sich ausschließlich dem Kriminal-Theater widmet. Das gab es so bislang noch nicht in Deutschland. So waren wir auch gut 15 Jahre lang das einzige Haus in München, das überhaupt Kriminalstücke spielte und damit machten wir uns
auch einen Namen. Es gab früher sehr viele Leute, die meinten, dass es ein „sinnloses
Unternehmen“ sei, bei der großen Zahl von Krimis, die im Fernsehen geboten
werden. Aber es ist nun mal ein Unterschied, den Krimi als „Konserve“ zu sehen
oder es live zu erleben. Genau darauf haben wir gesetzt und das war dann das richtige Erfolgsrezept – das Theater hat sich inzwischen einen Namen
gemacht, ist fest etabliert und ich kann mit gewissen Stolz sagen, dass es zu einer Institution geworden ist.
Die aktuelle Produktion: Der unerwartete Gast.
Haben Sie einen Lieblings-Autor für Ihre Regie-Arbeit?
Die Klassiker wie Agatha
Christie oder Edgar Wallace üben schon einen Faszination auf mich aus und auch
auf das Publikum haben diese beiden Namen eine ganz besondere Anziehungskraft.
Außerdem haben wir schon alles, was Agatha Christie geschrieben hat, im Blutenburg-Theater gespielt – bis auf ein Stück...
Was erwartet Ihre Besucher in der aktuellen Saison?
Seit dem 15. Oktober spielen
wir „Der unerwartete Gast“ – das einzige Agatha Christie Stück, das wir bis
dato noch nicht gespielt haben: Es ist ein Familiendrama, welches an der
walisischen Küste spielt, in einer ganz nebligen Gegend, voller Spannung, dass
mir bereits viel Freude bei der
Bearbeitung bereitet hat. Insgesamt
geben wir bis zum 11. Februar 100 Vorstellungen. Im Frühjahr kommt dann Ende
Februar eine wunderbare, schwarzhumorige, englische Kriminalkomödie mit dem Titel „Einer muss die Leiche sein“ auf die Bühne. Das
inszeniert Kai Taschner, einer meiner Regisseure und als Sommerproduktion
steht Anfang Juni die Kriminalkomödie „Drei Mörder im Doppelbett“ auf dem
Programm.
Hatten Sie in all den Jahren auch eine Lieblings-Inszenierung am
Blutenburg-Theater?
Ja, doch, das kann man so
sagen... „Tod auf dem Nil“ von Agatha Christie. Das hängt damit zusammen, dass
wir es geschafft haben, auf unserer Bühne einen halben Nildampfer als Bühnenbild zu platzieren. Das machte schon einen riesen Spaß, da ich selber ein großer
Ägypten-Fan bin und schon eine Schiffsreise auf dem Nil unternommen habe. Das war eine besondere Freude, das auf der Bühne umzusetzen.
Herr Sorell, was dient Ihnen eigentlich zur Inspiration für die Regiearbeit?
Reisen machen da eine Menge
aus! Das inspiriert mich schon immer sehr. Aber beim Inszenieren spielt für
mich vor allem meine ziemlich starke Phantasie eine große Rolle. Ich lebe doch
schon sehr gerne in einer richtigen Phantasiewelt und versuche, das dann
irgendwie in der Regie-Arbeit um zusetzen. Man muss ja nicht alles selbst persönlich erlebt haben, um es auf der Bühne umsetzen zu können... und gerade beim Kriminaltheater wäre das etwas
problematisch.
Sie machen diesen Job nun schon sehr lange, haben Sie auch schon mal an
den Ruhestand gedacht oder ist und bleibt die Bühne Ihr Leben?
Die Bühne ist schon mein
Leben und an Rente kann ich nicht denken... Ich meine, ich lebe im so genannten „Unruhestand“, schraube meine Arbeit zurück und gebe den Stab immer
mehr an meine Frau weiter. Aber so ganz kann ich mich einfach nicht davon verabschieden. Ich
fände es einen schrecklichen Gedanken nur noch hier in meinem Garten zu sitzen,
und nichts mehr zu tun.
Herr Sorell, wir bedanken uns für das interessante Interview und wünschen
Ihnen viel Erfolg in der aktuellen Saison.